Hilfe, schon wieder Kotwasser!

Ein leidiges Thema das viele Pferdebesitzer immer wieder einholt, Tendenz steigend. Dabei hält sich Kotwasser an keine Jahreszeit. Es gibt Pferde, die nur im Herbst und in den Wintermonaten leiden, andere haben auch im Sommer oder sogar ganzjährig damit zu kämpfen.

Erst wird normaler Kot abgesetzt,

doch danach läuft immer wieder braunes Kotwasser ab. Bei manchen hat der Kot überhaupt keine feste Konsistenz mehr und es fließt wie Brühe die Hinterbeine runter. Die äußerlichen Folgen sind Hautreizungen und starke Verklebungen von Fell und Schweif, das Pferd fühlt sich äußerst unwohl.

Kotwasser kostet eine Menge an Wasser, Elektrolyte und wichtiger Nährstoffe. Dinge, die dem Organismus zum reibungslosen Funktionieren fehlen und schnell Mangelerscheinungen hervorrufen, die dann wiederum unterschiedlichste Erkrankungen begünstigen.

Viele Mittel versprechen schnelle Erfolge

Und so scheint es erst einmal einfach alles Mögliche auszuprobieren, in der Hoffnung das Passende ist dabei und der Spuk hat endlich ein Ende. Doch kaum ist etwas gefunden und die Kotbeschaffenheit bessert sich, fängt einige Zeit später trotzdem alles wieder von vorne an – das angebliche Wundermittel hilft nicht mehr und der Leidensweg beginnt von neuem.

Damit nicht genug. Meist tun sich zeitverzögert an anderer Stelle Problematiken auf, die auf den ersten Blick nicht gleich in direkten Zusammenhang mit dem Kotwasser gesehen werden. Und so schließt sich der nicht enden wollende Teufelskreis, ohne tatsächlich das Problem gelöst zu haben.

Die Spurensuche

Hinter dem Symptom Kotwasser stecken viele mögliche Ursachen, die es schwer machen den eigentlichen Auslöser zu bestimmen. Die Suche ist oft mühsam, zeitaufwändig und fordert einiges an Durchhaltevermögen.

Und trotzdem – machen Sie sich auf Spurensuche, um den Auslöser dingfest zu machen. Nur dann besteht eine gute Chance das Kotwasser zielgerichtet zu behandeln und auch nachhaltig abzustellen. Eine kritische Betrachtung der Umstände gibt in vielen Fällen schon erste Hinweise, wo das Problem liegen kann. Nachfolgend eine kleine Auswahl häufiger Auslöser, die auftreten können.

Anhaltender Stress

Darm und Gehirn sind direkt miteinander verbunden, die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Psychische Belastungen durch anhaltenden Stress (= Dauerstress) verursacht die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, die die Verdauung ungünstig beeinflussen. Der Darm ist mit dem Zustand überfordert und kann seine Aufgabe nicht mehr reibungslos erledigen, er verdaut die zugeführte Nahrung nur unzureichend – Kotwasser entsteht.

Mögliche Stressfaktoren sind zum Beispiel ein Stallwechsel oder ein neues Pferd in der Nachbarbox oder Gruppe. Auch kann eine unpassende Herdenzusammensetzung und zu wenig Platz im Auslauf, Offenstall oder Weide gerade für rangniedrige Pferde zum Problem werden. Hinzu kommen Überforderung im Training oder Umgang.

Probleme der Gebissleiste

Nicht selten sind es Zähne die Probleme machen. Gerade dann, wenn die Zerkleinerung von strukturreichem Futters nicht mehr gelingt und grobes Futter nur noch unzureichend gekaut werden kann. Ungünstige und unzureichend gekaute Futtermittel belasten nicht nur den Darm in seiner Funktion, sondern den gesamten Körperstoffwechsel samt ihrer Entgiftungsleistung. Gleichfalls leidet der Säure-Basenhaushalt, der Organismus droht zu übersäuern.

Falsche Fütterung

Ein Zuviel an Kohlenhydraten, Stärke, Zucker, Fruktan oder kontaminierte Futtermittel können ursächlich sein. Ist das Futter mit Bakterien, Pilzen, Hefen oder gar Toxinen belastet, führt dies zu schweren Entgleisungen des Verdauungs- und Entgiftungsstoffwechsels. Daneben begünstigen fruktanhaltige Herbst- bzw. Winterweiden und Pilzgifte (Endophyten) im Gras die Entstehung von Darmdysbiosen – eine Verschiebung der Darmflora. Die Folge ist eine veränderte Kotkonsistenz als dringendes Alarmsignal.

Kraftfutter mit seinem hohen Anteil an Kohlenhydraten und Stärke ist für den empfindlichen Pferdedarm eine Belastung. Geringe Mengen kann der Darm in den meisten Fällen gut kompensieren. Werden zu große Mengen gefüttert, gerät der Darm aus dem Gleichgewicht und begünstigt die Problematik.

Ein weiterer Auslöser sind silierte Futtermittel, wie Heulage und Silage. Sie besitzen einen niedrigen pH-Wert (sauer) und können so auch den pH-Wert in Magen und Darm ungünstig beeinflussen. In Verbindung werden hier auch die toxinbildenden Clostridien gebracht, die sich gern in sauerstoffarmen (anaeroben) Verhältnissen, wie dem pferdischen Verdauungstrakt vermehren und zur Kotwasser-Symptomatik führen.

Abrupte Futterumstellung

Sowohl falsche Fütterung als auch eine zu schnelle Umstellung auf anderes Futter verschiebt plötzlich das Darmmilieu. Negative Mikroorganismen gewinnen die Überhand und es können unmittelbar Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Kotwasser entstehen. Zugleich werden die zugeführten Nährstoffe dem Organismus nicht mehr richtig bereitgestellt. Das Pferd fühlt sich schlapp und müde, es fehlt ihm an Kraft und Ausdauer für das Training.

Dies zeigt sich besonders beim Aufstallen im Herbst, wenn das Grasangebot von jetzt auf gleich eingestellt wird oder im Frühjahr, wenn das Anweiden zu kurz ausfällt.

Kontaminiertes Wasser

Kommt das Wasser aus der regulären Trinkwasserleitung ist die Qualitätssicherung durch die Wasserwerke gewährleistet. Wird aus Brunnen- oder Bachwasser getränkt, kann das Wasser mit Fäulnisbakterien, Colibakterien und Salmonellen sowie Nitraten, Schwermetallen und zu hohen Spurenelementen (Eisen, Mangen) belastet sein. Zudem verändern einige dieser Stoffe den Wassergeschmack und das Pferd trinkt zu wenig. Das alles leistet Verdauungsstörungen und damit auch der Entstehung von Kotwasser Vorschub.

Krankes Immunsystem

Der Darm ist der größte und auch wichtigste Teil des Verdauungstraktes und nicht nur für die Nährstoffaufnahme und -verwertung zuständig. Er spielt zudem eine maßgebliche Rolle bei der Bildung einer starken Immunabwehr, schließlich befinden sich dort ca. 80 % des körpereigenen Immunsystems.

Ist der Darm krank, verliert auch das Immunsystem an Kraft. Im Umkehrfall kann eine Immunschwäche auch Verdauungsstörungen wie Kotwasser verursachen. Betroffen sind vor allem Pferde mit Atemwegserkrankungen, Equinem Cushing Syndrom (ECS), EMS (Equine Metabolisches Syndrom), Mauke, Ekzem, Hautpilz oder anderen Hautallergien und -krankheiten.

Unerwünschte Darmbewohner

Darmparasiten sind ein typischer Auslöser. Junge Pferde bzw. diejenigen aus schlechter Aufzucht und Haltung ohne sachkundiges Wurmmanagement sind betroffen. Aufgrund des massiven Wurmbefalls ist die Darmwand stark geschädigt und der Verdauungsapparat reagiert äußerst empfindlich auf unterschiedlichste Futtermittel und ihre Wechsel.

Außerdem ernähren sich die unerwünschten Darmbewohner von Blut, Nahrungsbrei oder Gewebe ihres tierischen Wirtes und entziehen ihm so wichtige Nährstoffe. Dabei können sie Mangelerscheinungen, Immunschwäche und viele weitere Gesundheitsstörungen hervorrufen.

Die Kotuntersuchung

Doch nicht nur Wurmbefall kann Probleme machen, auch weitere bakterielle Erreger wie Clostridien bzw. Escherichia coli sind ursächlich und führen zu einem Ungleichgewicht der Darmflora (Darmdysbiose). Hier gibt das Durchfall-Screen Aufschluss. Neben Parasiten wird der Kot auf Dysbakteriekeime, Salmonellen, Shigellen, Clostridien (Gasbildner), dem Kot-pH-Wert und dem Sandgehalt samt Partikelgröße hin untersucht. Letzteres gibt Hinweis auf den Zustand des Zahnstatus, d. h. wie gut oder schlecht gekaut wird.

Die Kot-Untersuchung können Sie direkt bei mir über den Shop anfordern. Hier geht’s zum Durchfall-Screen.

Sie brauchen Hilfe?

Ich helfe bei der Spurensuche. Wir durchforsten gemeinsam die Umstände, betrachten die Fütterung, Haltung und weitere Faktoren die Kotwasser begünstigen. Anschließend erhalten Sie Lösungsvorschläge, die Ihr Pferd wirkungsvoll unterstützen. Meist können Sie gleich selbst Dinge ändern und so Ihrem Pferd umgehend helfen. Informieren Sie sich, buchen Sie gleich Ihren Telefon-Wunschtermin im Online-Terminkalender.

Foto: M. Gerlach