Mein Pferd ist zu dünn – was tun?

Das Frühjahr macht Ihrem Pferd zu schaffen?
Trotz guter Versorgung nimmt es mehr und mehr ab?

In meiner Praxis begegnen mir größtenteils Pferde, die das Idealgewicht bereits um etliche Kilo überschritten haben. Pferde werden liebevoll umsorgt und behütet, dabei meinen es die Besitzer gut, manchmal zu gut. Wir alle haben uns an das Bild eines wohlgenährten Pferdes gewöhnt.

Und trotzdem mangelt es nicht an zu dünnen Pferden. Sei es sie sind krank, alt oder einfach unzureichend versorgt.

Magere Pferde

Haflinger, Fjordpferde oder Shettys sind üblicherweise von keiner starken Gewichtsabnahme betroffen. Dagegen gehören Pferde mit hohem Blutanteil, wie Araber, Vollblüter oder Trakehner eher zu den Schlanken. Sieht man die Rippen, stehen Rückenwirbel oder die Hüftknochen deutlich hervor, ist das Pferd mager.

Schreitet die Abmagerung mit dem Abbau der Fettdepots fort, wird dies als Kachexie bezeichnet. Kann der Körper die Nährstoff- bzw. Energieversorgung nicht mehr sicherstellen, geht es auch an den Abbau der Muskulatur. Große Muskelpartien werden nur noch mäßig oder schlecht ausgebildet, es herrscht Proteinverlust.

Ausgezehrte Pferde haben oft keinen Appetit, wirken ungepflegt, haben glanzloses und struppiges Fell. Sie sind schlapp und ohne Energie, ihre körperliche und mentale Verfassung ist schlecht.

Die Ursachen

Ist Ihr Pferd zu dünn, kommen unterschiedliche Ursachen in Frage, wie

  • Kotwasser, Durchfall und andere Magen-Darmerkrankungen
  • Darmdysbiose (Fehlbesiedlung von Darmbakterien)
  • Wurmbefall
  • Zahnprobleme
  • Erkrankungen der Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse
  • Schmerzen
  • Stoffwechsel- bzw. Hormonstörungen, wie Diabetes, Cushing
  • Infektionskrankheiten, wie Borreliose
  • mangelnde Qualität oder Menge an Grundfutter, wie Gras, Heu, Stroh und Trinkwasser
  • Kraftfutter bzw. Getreide lastige Fütterung
  • unzureichende Versorgung mit Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen
  • psychische Faktoren, wie Stress und Überforderung
  • altersbedingte Befindlichkeiten
  • vorangegangene schwere Krankheit oder Operation

Wenn der Stoffwechsel gestört ist

Während der Verdauung zieht sich der Organismus aus dem zugeführten Futter lebenswichtige Vitamine, Aminosäuren und Mineralien. Dazu benötigt er bestimmte Enzyme und ein System, das diese Enzyme steuert, produziert und zur Verfügung stellt. Diese Aufgabe übernehmen Hormone. Kann das System seiner Aufgabe nicht mehr einwandfrei nachkommen, können alle zugeführten Nährstoffe nur noch unzureichend verstoffwechselt werden – es liegt eine Stoffwechselstörung vor.

Werden die zugeführten Nährstoffe nicht richtig aufgenommen, gelangen sie nicht mehr dorthin, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Der gesamte Organismus ist extremen Belastungen ausgesetzt, das beeinträchtigt das allgemeine Wohlbefinden. Das Pferd baut ab.

Aber auch eine Verwurmung oder Erkrankung der Leber, Magen bzw. Darms sind Vorreiter, wenn das Pferd einfach nicht zunehmen will. Mit zunehmendem Alter lässt die Qualität der Zähne nach, es kann nicht mehr genug Heu fressen. Kommt Stress hinzu, belastet das zusätzlich. Die Folge ist eine angeschlagene Verdauung.

Untergewichtige Pferde leiden unter Muskelverspannungen und bewegen sich recht unelastisch, alle Körperstoffwechsel arbeiten auf Sparflamme. Bei einer derartigen Unterversorgung werden die regulären Entgiftungsvorgänge nicht mehr sichergestellt und Leber bzw. Niere stark belastet. Es droht zudem eine Gewebeübersäuerung (Azidose).

Gewichtsverlust trotz Kraftfutter

Gerade bei untergewichtigen Pferden herrscht der Irrglaube vor, über die Menge des Kraftfutters das Gewicht zu steuern. Doch das Gegenteil tritt ein. Um das Mehr an Kraftfutter zu verdauen und zu verstoffwechseln, verbraucht der Organismus viel Energie, die ihm wieder an anderer Stelle fehlt, um das Gewicht zu halten.

Kraftfutter ist für den empfindlichen Pferdedarm eine Belastung. Geringe Mengen kann der Darm in den meisten Fällen gut kompensieren. Werden aber zu große Mengen gefüttert, gerät der Darm aus dem Gleichgewicht. Das Darmmilieu verschiebt sich, negative Mikroorganismen gewinnen die Überhand, es kommt zu Verdauungsproblemen. Zugleich können alle zugeführten Nährstoffe dem Organismus nicht mehr richtig bereitgestellt werden. Das Pferd fühlt sich energielos, es fehlt an Kraft und Ausdauer für das Training. Hält der Zustand an, drohen Muskelabbau und Gewichtsverlust.

Kraftfutter enthält viel Protein, welches der Pferdeorganismus nur äußerst begrenzt verwerten kann. Ein Zuviel davon belastet insbesondere die Entgiftungskanäle, worüber das überschussige Protein wieder ausgeschieden werden muss. Auch dieser Vorgang bedingt einen erhöhten Energieverbrauch und lässt das Pferd weiter abnehmen.

Stimmt das Verhältnis zwischen Heufütterung und Kraftfutter nicht, können durch zu lange Fresspausen Magenprobleme entstehen. Kraftfutter wird in kurzer Zeit gefressen und wenig eingespeichelt. Landet der Futterbrei im Magen, vermischt sich dieser nur wenig mit der dortigen Magensäure, verweilt jedoch längere Zeit im Magen. Folglich steigt die Sekretion des Magensafts, der pH-Wert erhöht sich, was zu Magenreizungen, wie Entzündungen und Geschwüren führen kann.

Heu, Heu, Heu

Zugeführte Nahrung wird während des Verdauungsprozesses verwertet, dabei werden Nährstoffe, Vitamine und Energie gewonnen. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Fütterung von gutem Heu. Es ist der Treibstoff, der den Pferdedarm und den Organismus in Schwung hält und letztendlich wichtig, aus der gewonnenen Energie den Körpererhalt und die Gewichtszunahme zu gewährleisten.

Füttern Sie nur qualitativ einwandfreies Heu und das wenn möglich rund um die Uhr. Achten Sie darauf, dass Ihr dünnes Pferd mindestens 2 Kilogramm pro 100 kg Körpergewicht frisst. Um die Futterpausen so gering wie möglich zu halten und die notwendige Kauzeit sicher zu stellen können Sie das Heu über Heurautomaten oder -netze anbieten.

Das können Sie weiter tun

Um die Gewichtszunahme zu erleichtern, hier weitere Tipps:

  • überprüfen Sie die Futterration und das Futtermanagement
  • füttern Sie Magen- und Darm unterstützende Mittel samt Kräuter – beides erleichtert die Futterverwertung und sorgt für ein gutes Darmmilieu bzw. starke Abwehrkräfte
  • stellen Sie eine ausreichende Mineral-, Vitamin- und Spurenelemente-Versorgung sicher
  • bieten Sie Ihrem Pferd Sozialkontakt für mehrere Stunden am Tag in einer ruhigen Gruppe mit gemeinsamen Heufressen, Spielen und Bewegung – das hält ihr Pferd körperlich und geistig fit
  • gehen Sie auf die Suche nach weiteren störenden Faktoren, die für die Gewichtsabnahme verantwortlich sein können und versuchen Sie diese abzustellen bzw. zu ändern

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Wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach möglichen Faktoren, die für die Gewichtsabnahme verantwortlich sind. Sie erhalten Lösungen zur weiteren Behandlung und Vorsorge, damit Ihr Pferd gut durch durchs Frühjahr kommt.

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