Hufrehe – Vorbeugen ist besser als Heilen (1/2)

Herrlich, es riecht nach Frühling. Das Tageslicht wird zunehmend länger, die Temperaturen steigen, die Pflanzen beginnen aus ihrem Winterschlaf zu erwachen.

Doch wenn sich die ersten Grashalme durch den Boden kämpfen, beginnt sie wieder, die Hufrehe-Zeit und damit verbunden auch die zunehmende Furcht als Pferdebesitzer.

Was verbirgt sich hinter der Hufrehe?

Hufrehe ist eine nicht-eitrige Entzündung der Huflederhaut. Bleibt der Zustand einige Zeit bestehen, wird die Huflederhaut zerstört und das Hufbein löst sich von der Hornkapsel. Zusätzlich zum Eigengewicht des Pferdes, übt die tiefe Beugesehne enorme Zugkraft auf das
Hufbein aus. In der Folge kann es zu einer Drehung (Hufbeinrotation) bzw. Absenkung des Hufbeins kommen. Im schlimmsten Fall bricht das Hufbein durch die Hufsohle und es droht der Verlust der Hornkapsel (Ausschuhen).

Welche Risikofaktoren kommen in Frage?

Es gibt viele verschiedene Auslöser, die eine Rehe entstehen lassen. Dabei ist Gras nicht immer der Grund. Weitere mögliche Risikofaktoren können sein:

  • Kolik, chronische Dickdarmentzündung (Colitis-X) oder Durchfall
  • Nachgeburt (Geburtsrehe)
  • Infektionserkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen, z. B. Equines Cushing Syndrom (ECS) und Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
  • Futter (Getreide, Kraftfutter, Gras, Brot, Äpfel, Karotten, usw.)
  • Giftpflanzen
  • Medikamente
  • Überbelastung, wenig trainierte Pferde
  • Trauma, Verletzung
  • Übergewicht
  • Stress

Welche typischen Symptome zeigen sich?

Rehe ist eine schwerwiegende Huferkrankung, die akut oder chronisch verläuft. Im akuten Zustand äußern sich starke Schmerzen und Lahmheit, die bis zur kompletten Bewegungslosigkeit reichen kann. Betroffene Pferde nehmen eine charakteristische Körperhaltung ein, indem sie ihr Gewicht auf die Hinterhand verlagern und ihre Vorderbeine nach vorne wegstellen, die sogenannte „Sägebockstellung“. Es ist der Versuch dem Druck der Schmerzen auf der Vorhand auszuweichen.

Weitere Symptome können sein:

  • steifer, unwilliger Gang bzw. Lahmheiten
  • Trachtenfußung, die Pferde laufen wie in „Pantoffeln“
  • Hufe sind wärmer als sonst
  • stark pulsierende Mittelfußarterie
  • häufiges Liegen
  • verändertes Allgemeinbefinden und Verhaltensänderungen
  • Futterringe an den Hufen
  • verbreitere weiße Linie (Huf)
  • Druckschmerz und/oder Schwellung am Kronsaum
  • Verformungen des Hufes
  • erhöhte Temperatur und Atemfrequenz, Schwitzen, Zittern
  • Durchfall, Kotwasser, Kolik

Dabei können sich sowohl im akuten als auch im chronischen Verlauf die Symptome ähneln oder anders darstellen. Jede Auffälligkeit die sich zeigt, sollte genauestens beobachtet und hinterfragt werden.

Wenn der Notfall eintritt

Zeigt ihr Pferd erste Symptome, bitte rufen sie umgehend den Tierarzt. Hufrehe ist immer ein Notfall. Bis der Tierarzt eintrifft, können sie einiges tun, um ihrem Pferd zu helfen:

  • bewegen sie es so wenig wie möglich bzw. lassen sie es liegen – ihr Pferd schont sich und sein Herz-Kreislaufsystem, es weiß oft selbst genau was in dem Moment richtig ist
  • geben sie Rescue-Tropfen, eine Bachblüten-Mischung für den Notfall – diese sollten sie immer in ihrer Stallapotheke haben
  • machen sie TTouches, wie z. B. den Ohren-TTouch – lassen sie sich diesen von mir vorab zeigen, er ist schnell zu lernen und einfach durchzuführen
  • kühlen sie die Hufe und Beine mit kaltem Wasser oder Kühlkompressen, in einem Geschirrtuch eingewickelte gefrorene Erbsen im Beutel tun es auch
  • streuen sie die Box großzügig mit weicher Einstreu ein (Sand, Torf, Sägespäne)
  • und ganz wichtig: bieten sie kein Futter an – die meisten Pferde werden es nicht anrühren, aber es gibt auch Kandidaten, die sich nicht daranhalten

Rufen sie an, wenn sie sich nicht sicher sind, was bis zum Eintreffen des Tierarztes genau zu tun ist.

Wichtig, die Zusammenarbeit

Schon während der schulmedizinischen Erstversorgung sollte ein Rehe-erfahrener Hufspezialist hinzugezogen werden. Weiter können sie mit naturheilkundliche Therapien die Behandlung ergänzen.

Die Zusammenarbeit von Fachleuten und ihnen als Pferdebesitzer ist wichtig. Denn nur ein Hand in Hand arbeitendes Netzwerk ermöglicht die besten Voraussetzungen für eine schnelle und erfolgsversprechende Therapie und Besserung. Je früher eine Hufrehe diagnostiziert und behandelt wird, desto positiver wirkt sich dies auf den Krankheitsverlauf ihres Pferdes aus.

Vorbeugen ist besser als Heilen

Sie können einiges tun, damit ihr Pferd nicht erkrankt oder wiederholt unter einem Hufreheschub leidet. Welchen Möglichkeiten sie vorsorglich treffen können, erfahren sie im 2. Teil.

Foto: Pro Huf